Montag, 5. August 2019

#Remission Antiretrovirale Therapie mit dem Phytotherapeutikum Cistus incanus als Option bei Myalgischer Enzephalomyelitis



Abstract


Fallbericht über eine Patientin (Pat.), die 1975 an schubförmig remittierender Myalgischer Enzephalomyelitis (ME) mild, moderat und moderat/schwer erkrankte. Die Pat., die die Internationalen Konsenskriterien für ME (ICC 2011) erfüllte, aus einem drei Generationen umfassenden Familiencluster kommt und mehrere Jahre lang zu 70% bettlägerig war, behandelte sich mit dem antiretroviral, antiviral, antibakteriell und antifungal wirksamen Phytotherapeutikum Cistus incanus. Nach etwa 1 ½ Jahren Volldosis kam sie in Remission. Die Pat. führt die Behandlung dauerhaft fort. Sie ist inzwischen symptomfrei, erfüllt nicht mehr die ICC und auch keine der Krankheitsdefinitionen für das Chronic Fatigue Syndrom (CFS).


Die tanzende Mary Wigman, Ernst Ludwig Kirchner


Übersicht

Fallbericht
Krankengeschichte
Remission durch Cistus incanus-Therapie

Behandlungsmöglichkeiten
Bisherige Therapieoptionen für ME
Das medizinische Potential von Cistus incanus
Risiken

Antiretrovirale Therapie von ME mit Phytotherapeutika
Dosierung von Cistus incanus-Präparaten
Was es bei der Therapie mit Cistus zu beachten gibt
Alternative antiretrovirale Phyototherapeutika: Quercetin und Bromelain
Remission

Diskussion
Epidemische Häufung und Übertragbarkeit
Die Retrovirushypothese
Retrovirenfunde bei ME



Fallbericht


Krankengeschichte


La Jeune Malade, Francisso Goya


Die Pat. erkrankte erstmalig 1975 nach dem Ende der Pubertät an ME, seinerzeit diagnostiziert als „Vegetative Dystonie“, eine damals in Deutschland gebräuchliche Verlegenheitsdiagnose für ME-Patienten. Ihrer Erinnerung nach könnten mehrere Faktoren den plötzlichen Ausbruch der Erkrankung getriggert haben: der Umzug in ein mit Holzschutzmitteln belastetes Haus sowie ein zusätzlicher banaler Infekt. Zuvor erfreute sich die Pat. bester Gesundheit, war nie ernsthaft krank, hatte fast alle Kinderkrankheiten bis auf Scharlach folgenlos durchgemacht und bekam – nach Entfernung von Nasenpolypen im Alter von 7 Jahren – nicht mehr als zwei banale Erkältungen pro Jahr. Während der Pubertät litt sie an menstruell gebundenen Migräneattacken.

Ihre ME-Erkrankung begann während eines Erkältungsinfekts mit einem Ohnmachtsanfall, möglicherweise eine vaskulär oder kardial bedingte Synkope. Es setzte eine Phase starker Muskelerschöpfbarkeit und Schwäche ein, die zu mehrwöchiger Bettlägerigkeit führte. Die Pat. erinnert sich nur noch an wenige weitere Symptome, wie z.B. ungewollte Gewichtsabnahme, häufiges Wasserlassen, Herzstolpern, Palpitationen, kognitive Beeinträchtigungen, Reizüberempfindlichkeit und milde Grippesymptome. Gewissermaßen instinktiv hielt die Pat. ihre pathologisch niedrige Belastungsgrenze ein und nach etwa zwei Monaten kehrte ihre Kraft allmählich zurück. Auch die übrigen Symptome ließen allmählich nach. Sie wurde wieder schulfähig, erfuhr jedoch gleichzeitig eine etwa ein halbes Jahr andauernde Phase exzessiver Müdigkeit, die sie jeden Nachmittag zu einem zwei- bis dreistündigen Mittagsschlaf zwang.

Unter einer anschließenden ca. 5-jährigen Akne-Behandlung mit Tetracyclin verschwanden die meisten Symptome. Zurück blieben eine zeitweise erhöhte Reizbarkeit und Reizüberempfindlichkeit, zeitweise kognitive Störungen und Multitaskingprobleme. Nach dem Absetzen der Tetracyclin-Behandlung begann eine Jahrzehnte anhaltende Phase mit sehr häufigen, sehr schweren und ungewöhnlich lang anhaltenden Atemwegsinfekten. Um sich arbeitsfähig zu halten, musste die Pat. häufig Antibiotika nehmen und ihr Sozialleben immer wieder vorübergehend stark einschränken.

Ein zweiter Krankheitsschub mit ausgeprägter ME-Symptomatik im Jahr 2003 – begleitet von einer Mononukleose mit Splenomegalie, mutmaßlich eine EBV-Reaktivierung – konnte etwa vier Monate nach Beginn durch eine Doxycyclin-Behandlung abgefangen werden. Zahlreiche ME-typische Symtome blieben zurück, weshalb die Pat. Einschränkungen bezüglich Arbeitsfähigkeit und Sozialleben hinnehmen musste.

Im Jahr 2011 reinfizierte sich die Pat. eigener Einschätzung nach bei ihren an schwerer ME erkrankten Kindern. Dieser dritte Krankheitsschub verlief progredient über sieben Jahre hinweg, sodass die Pat. schließlich zu 70% bettlägerig wurde. Auf der Bell-Skala erreichte sie nicht mehr als zwischen 10 und 30 Punkten. Auf der M.E. Ability & Severity-Skala der HFME erreichte sie in den letzten Krankheitsjahren ihre körperlichen Fähigkeiten betreffend einen Wert von 10 – 20%, die kognitiven Fähigkeiten betreffend einen von Tag zu Tag schwankenden Wert zwischen 20 – 70% und auf der Skala, die die Schwere der Symptome bemisst, einen Wert zwischen 7/10 – 8/10 Punkten.

Die Mutter der in diesem Fallbericht vorgestellten Pat. wurde in den 1930erJahren mit atypischer Polio diagnostiziert und stationär aufgenommen. Da es sich nicht um eine kurzzeitige Symptomatik wie bei der abortiven Poliomyelitis [vgl. RKI 2015] handelte und auch die selbst für die nichtparalytische Poliomyelitis so charakteristische lymphozytäre Pleozytose im Liquor fehlte [vgl. RKI 2015], ist wohl davon auszugehen, dass es sich bei der Erkrankung der Mutter um ME oder eine ME-ähnliche Erkrankung handelte – wie bei den anderen Fällen von sogenannter atypischer Polio seinerzeit [Gilliam 1938]. Nach wochenlangem halbkomatösen Zustand kam die Erkrankte wieder zu sich und erholte sich nur langsam. Zurück blieben u.a. Schlafstörungen, Temperaturregulationsstörungen und eine lebenslange rasche Erschöpfbarkeit, wobei die Erkrankte wenig Rücksicht auf ihre Einschränkungen nahm. Sie verstarb an zwei aggressiven Krebsarten, die i.d.R. auf Lebensstilfaktoren zurückgeführt werden können, die in ihrem Fall jedoch nicht zutrafen.

Weitere Familienmitglieder der eingangs beschriebenen Pat. erkrankten ebenfalls an ME, insbesondere der Nachwuchs. Ihre Kinder wurden zu schwersten Pflegefällen, entwickelten bereits im Kindergartenalter mildes ME, mit einem zunehmend schweren Verlauf, der schließlich zu einer sehr schweren Form von ME führte.



Remission durch Cistus incanus-Therapie


Woman Playing Tennis, George Brehm


Auf die Idee, sich dauerhaft mit Cistus incanus zu therapieren, kam die Pat. durch die Lektüre einer Pressemitteilung des Helmholtz Zentrums München. Das Wissenschaftsteam um Prof. Dr. Brack-Werner entdeckte in Laborexperimenten, dass Cistus incanus-Extrakte HI-Viren, Ebola- und Marburg-Viren inaktivieren und ihre Vermehrung verhindern können. Zuvor hatte die Pat. sich schon sporadisch, bei zusätzlichen Infekten und Pilzinfektionen, mit Cistus incanus therapiert. Die sporadische Anwendung hatte allerdings zu keiner Verbesserung der ME-Symptomatik geführt.

Die Pat. stieg mit einer Dosis von 400mg tgl. in die Cistus-Behandlung ein und steigerte diese langsam auf ca. 2100mg tgl. Zusätzlich, aber nur bei Bedarf, wendete sie die Cistus-Lutschtabletten an. Da sie nach einigen Monaten immer noch keine entscheidende Verbesserung erfuhr, brach sie die Behandlung ab. Doch ihre Symptomatik begann sich dadurch merklich zu verschlechtern, sodass sie die Therapie nach zweiwöchiger Pause wieder aufnahm. Nach ca. einem Jahr Behandlung fügte sie Cystus 052®-Sud zur Therapie hinzu, wovon sie morgens nüchtern einen Fingerhut voll trank. Sie führte die Sud-Kur, parallel zu der Behandlung mit Cistus-Kapseln, über ca. vier Monate fort. In dieser Zeit ging es der Pat. sehr schlecht, sie litt unter heftigen Immunreaktionen, Herzstolpern, Schwäche und einer starken ME-Symptomatik. Nach dem Ende der Sud-Kur ging es der Pat. relativ schnell wieder besser und ihre ME-Symptomatik nahm von Monat zu Monat ab. Nach insgesamt etwa 1 ½ Jahren Volldosis erreichte die Pat. auf der Bell-Skala 100 Punkte. Auf der M.E. Ability & Severity-Skala erreichte sie die körperlichen Fähigkeiten betreffend einen Wert von 100%, die kognitiven Fähigkeiten betreffend einen Wert von 100% und auf der Symptomskala 0 von 10 Punkten. Sämtliche Blutwerte, die krankheitsbedingt abwichen, liegen wieder im Normbereich. Heute kann die Pat. wieder Sport machen und ein aktives Leben führen.

Ein weiteres Familienmitglied, das sehr schwer erkrankt war (Bell-Skala 0 Punkte), kam durch die Cistus-Therapie nach etwa drei Jahren in Remission und erreicht auf der Bell-Skala inzwischen 80 - 90 Punkte. Eine Person aus dem engeren Umfeld kann nach einem halben Jahr Cistus-Therapie bereits von Verbesserungen berichten. Ein anderes sehr schwer erkranktes Familienmitglied (Bell-Skala 0 Punkte) kombiniert synthetische antiretrovirale Therapie mit Cistus und erreicht auf der Bell-Skala ebenfalls wieder 100 Punkte. Weitere Patienten, die von der Pat. über ihren Therapieversuch mit Cistus incanus informiert wurden, erlangten schon nach relativ kurzer Zeit vollständige bzw. teilweise Remission. 


Behandlungsmöglichkeiten


Bisherige Therapieoptionen für ME


Sick Husband, Maximowitsch Maximow


Für die Myalgische Enzephalomyelitis steht bislang keine kurative Therapie zur Verfügung [vgl. CDC 2018; NICE 2007; Carruthers et al. 2012; The New York State Department of Health 2018]. Sämtliche Therapieoptionen haben derzeit noch experimentellen Charakter. Nachweislich wirksame Therapien wie Ampligen, das ursprünglich für die Behandlung von HIV-Infizierten erprobt werden sollte, und Rituximab, das bislang fast ausschließlich für die Behandlung von malignen Lymphomen und Rheumatoider Arthritis zugelassen ist, sind mehr oder weniger Zufallsfunde [Strayer et al. 1994; Strayer et al. 2012; Fluge et al. 2011; Fluge et al. 2015]. (In einer weiteren Rituximab-Studie konnten die positiven Ergebnisse der vorangegangenen Studien allerdings nicht bestätigt werden [Fluge et al. 2019].) Auch das Immunadsorptionsverfahren, erst kürzlich an der Berliner Charité an ME-Patienten erprobt, lieferte vielversprechende Ergebnisse [Scheibenbogen et al. 2018]. All diese Therapien werden nur in sehr seltenen Einzelfällen durchgeführt und von den Krankenkassen i.a.R. nicht bezahlt, da sie nicht als evidenzbasiert gelten.

Nach der Entdeckung von retroviralen gag-Sequenzen eines humanen Gammaretrovirus [Lombardi et al. 2009] tauchten Einzelberichte von ME-Patienten auf, die von einer antiretroviralen Behandlung profitiert hatten [Goetz et al. 2014; Deckoff-Jones 2013; Snyderman 2011; Voss 2017 u. Voss 2018]. Unklar ist bislang, warum antiretrovirale Therapie (ART) mit Reverse-Transkriptase-Inhibitoren und Integrase-Inhibitoren bei manchen ME-Patienten wirksam ist. Selbst wenn exogene Retroviren oder Retroviruspartikel bei der Krankheitsgenese zu vernachlässigen sein sollten, so wäre es durchaus möglich, dass ART die reverse Transkriptase aktivierter humaner endogener Retroviren (HERV) verhindert. Gammaretrovirale HERV-Sequenzen wurden in Plasma-, Serum- und Liquorproben von Multiple-Sklerose-Patienten isoliert. In Serum und Liquor wurde erhöhte Antikörperreaktivität auf spezifische gammaretrovirale HERV Epitope gefunden, und es wurde auch über zellvermittelte immunologische Abwehrreaktionen berichtet [Christensen 2005]. Solche Funde wie bei den MS-Patienten wären auch bei ME-Patienten denkbar, da die beiden Krankheiten MS und ME bemerkenswerte neuroimmune Ähnlichkeiten zeigen [Morris et al. 2013].

Darüber hinaus könnte die Wirksamkeit von Reverse-Transkriptase-Inhibitoren wie etwa Tenofovir auch darauf beruhen, dass sie neben Retroviren auch andere Viren an der Replikation hindern, nämlich solche, die reverse Transkriptasen für ihre Replikation nutzen, wie z.B. Hepatitis B. Deshalb ist Tenofovir auch bei HBV-Infektionen indiziert. Auch die Wirksamkeit von ART gegen Koinfektionen könnte eine Rolle spielen. So hat sich Raltegravir, ein Integrase-Inhibitor, als effektiv im Einsatz gegen verschiedene Herpesviren erwiesen [Dreyfus 2013; Zhou et al. 2014], die bei der Krankheitsgenese und bei Koinfektionen von ME-Patienten ebenfalls häufig eine Rolle spielen.

Tenofovir wirkt außerdem antientzündlich und immunmodulatorisch [Melchjorsen et al. 2011]. Auch das könnte ein Grund für seine Wirksamkeit bei ME-Patienten sein. Doch da erfahrungsgemäß nach einiger Zeit meist zusätzlich ein Integrase-Inhibitor wie Raltegravir oder aber ein phytotherapeutisch wirksamer Entry-Inhibitor wie Cistus incanus [vgl. Voss 2018] erforderlich ist, ist wohl davon auszugehen, dass der Haupteffekt auf seinen antiretroviralen Eigenschaften beruht.



Das medizinische Potential von Cistus incanus



Holzfäller, Ferdinand Hodler



Cistus incanus (Graubehaarte Zistrose) gehört zur Familie der Zistrosengewächse. Der immergrüne, bis zu 1 m hohe Strauch ist im gesamten Mittelmeerraum verbreitet. Seine Verwendung als Therapeutikum lässt sich mehr als 2000 Jahre zurückverfolgen. U.a. wurde es auch bei entzündlichen Hauterkrankungen, zur Wundheilung und – von Wöchnerinnen [Riehle 2014] – für Körperwaschungen verwendet [Pokorny 2005]. Lang gekochte wässrige Extrakte wurden bei Durchfallerkrankungen als Antidiarrhoikum getrunken [Riehle 2014]. Wegen seiner antimikrobiellen, entzündungshemmenden, zytotoxischen und antiulzerogenen Eigenschaften gilt Cistus als Heilpflanze [Jeszka-Skowron et al. 2018].

Die wichtigsten Wirkstoffe mit medizinischem Nutzen von Cistus incanus-Extrakten sind seine phenolischen Substanzen, vor allem die zur Gruppe der Polyphenole gehörenden Flavonoide, die wiederum eine Gruppe sekundärer Pflanzenstoffe sind [Pomponio et al. 2003].

Cistus incanus wirkt antibakteriell und antifugal [Bouamama 1999]. Besonders wirksam ist es gegen grampositive Bakterien [Demetzos 1995] wie Staphylococcus aureus und Staphylococcus epidermidis. Cistus-Tee kann auch verwendet werden, um zu Beginn einer Infektion die Anhaftung von Bakterien an den Schleimhautoberflächen in der Mundhöhle zu verringern [Hannig et al. 2008].

Wässrige Extrakte von Cistus incanus hemmen das Wachstum von Candida albicans und Candida glabrata [Viapiana et al. 2017]. Immungeschwächte Patienten, zu denen auch ME-Patienten gehören, leiden häufig unter Soor, der durch Candida glabrata verursacht wird. Auch der Urogenitaltrakt von immunsupprimierten oder immungeschwächten Patienten kann von Candida glabrata betroffen sein, ebenso die Blutbahn. Eine Fungämie kann zur Sepsis führen.

Cistus ist zudem ein hochwirksames Antioxidans. Experimentelle Erkenntnisse zeigten, dass Cistus-Extrakt aufgrund seiner antioxidativen Aktivität einen sehr guten Lichtschutz für die Haut bietet und bei der Behandlung von Erkrankungen nützlich sein könnte, bei denen – wie auch bei ME – oxidativer Stress eine Schlüsselrolle spielt [Attaguile et al. 2000].

Cistus incanus-Pflanzenextrakt zeigt in Zellkulturen eine Anti-Influenza-Virus-Aktivität, ohne dass toxische Nebenwirkungen auftreten und ohne Tendenzen zu Virusresistenzen [Ehrhardt et al. 2007]. Außerdem bekämpft Cistus wirksam Infektionen der oberen Atemwege [Kalus et al. 2009]. Mit seinen antiviralen und antifungalen [Bouamama et al. 1999] sowie antibakteriellen [Demetzos et al. 1995] Eigenschaften attackiert es somit auch die bei ME-Patienten so zahlreich vorhandenen, aber meist okkulten Infektionen. In vitro zeigt es zudem eine wachstumshemmende Aktivität gegen Borrelien 
[Hutschenreuther et al. 2010], mit denen ME-Patienten häufig koinfiziert sind

Cistus wirkt darüber hinaus antiretroviral. In vitro zeigt es eine breite antivirale Aktivität mit einem geringen Virusresistenzrisiko. Bei HIV ist es als Entry-Inhibitor wirksam [Rebensburg et al. 2016] und enthält u.a. mehrere Anti-HIV-Komponenten. Dabei wirkt es bereits auf der Eintrittsebene, das heißt, eine Behandlung mit Cistus blockiert bereits den Eintritt des Virus in eine Wirtszelle in einem sehr frühen Stadium und verhindert das Andocken von Viruspartikeln an Zellen. Dadurch bietet es einen maximalen Schutz der Wirtszellen gegen einen Virusangriff. Viele andere synthetische Entry-Inhibitoren wirken dagegen – laut der Studie von Rebensburg et al. – erst in einem späteren Schritt des Eintrittsverfahrens. Cistus dagegen wirkt bereits als ein sogenannter Attachment-Inhibitor, ähnlich wie Pelargonium sidoides, eine Heilpflanze aus Südafrika [Helfer et al. 2014]. Auch gegenüber synthetischen Integrase-Inhibitoren ist Cistus insofern von Vorteil, als es gegen mehr HIV-Genotypen [Rebensburg et al. 2016] wirksam ist als beispielsweise Raltegravir [vgl. dazu auch z.B. Depatureaux et al. 2015].



Risiken




Der Schrei, Edvard Munch



Wie bei allen Heilpflanzen bestehen auch bei einer Hochdosisbehandlung mit Cistus incanus Risiken. Dazu gehören mögliche mutagene und goitrogene Effekte sowie ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen, denn die phenolischen Verbindungen könnten womöglich eine Homocysteinämie auslösen. Nachgewiesen wurde das bislang aber nicht [Riehle 2014].

Im Gegenteil: Cistus incanus-Extrakt zeigte im Experiment schützende Eigenschaften in Bezug auf eine DNA-Schädigung in Zellkulturzellen, d.h. es wirkt offenbar antimutagen und antikanzerogen [Attaguile et al. 2000]. Und die Ergebnisse zahlreicher experimenteller Studien an Tieren oder mit menschlichen Zelllinien kamen zu dem Schluss, dass Polyphenole der Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, neurodegenerativen Erkrankungen, Diabetes und Osteoporose dienen. Zum einen ist es jedoch sehr schwierig, von diesen Studienergebnissen auf die Krankheitsprävention bei Menschen zu schließen. Zum anderen sind die Risiken, die ein eventuell zu hoher Polyphenolkonsum mit sich bringen könnte, kaum erforscht [Scalbert et al. 2005]. Hier besteht weiterhin großer Studienbedarf – im Falle von ME vor allem deshalb, weil die Hochdosistherapie mit Cistus incanus womöglich vielen Patienten zur Remission verhelfen kann.



Antiretrovirale Therapie von ME mit Phytotherapeutika


Dosierung von Cistus incanus-Präparaten



A plate from The Botanical Magazine, Volume 2, William Curtis



Da bei der Einnahme von Cistus – ebenso wie bei synthetischer ART mit Tenofovir etc. – mit immunologischen Reaktionen zu rechnen ist, empfiehlt es sich, auch hier zunächst mit einer kleinen Dosis (z.B. mit einer 400mg-Kapsel tgl. oder mit einer Lutschtablette) in die Behandlung einzusteigen, und die Dosis dann nach und nach zu steigern. Bei weniger schwer Erkrankten können die Immunreaktionen auch gänzlich ausbleiben. Doch wenn diese Patienten Cistus überdosieren, beispielsweise die Kapseln mit Sud kombinieren oder zuviel Sud einnehmen, können sich auch bei ihnen die ME-Symptome verstärken.

Es gilt also aufmerksam zu beobachten, wie viel Cistus man verträgt, ohne dass die Immunreaktionen überhandnehmen. Wenn man ein stabiles Dosisniveau erreicht hat, sind keine immunologische Reaktionen mehr zu befürchten – es sei denn, man erhöht die Dosis erneut.

Eine Tagesdosis von insgesamt 2100mg Cistus (in Kapselform) hat sich bei der im Fallbericht vorgestellten Pat. bewährt. Die Kapseln sollten über den Tag verteilt eingenommen werden, und die Einnahme sollte unbedingt zeitversetzt zu anderen Medikamenten und den Mahlzeiten erfolgen. Ein mindestens ein- bis zweistündiger Abstand ist einzuhalten.

Cistus incanus-Lutschtabletten können bei Bedarf (z.B. bei Infekten oder bei ersten Anzeichen eines Infekts oder auch bei Pilzbefall im Mund-Rachenraum) zusätzlich eingesetzt werden. Je nach Verträglichkeit – das ist individuell verschieden! – können bis zu 12 Lutschtabletten am Tag eingenommen werden.

Hat der Patient die Tagesdosis von 2100mg erreicht und erfährt keine Immunreaktionen mehr, kann er, sofern er es verträgt, zusätzlich Cistus incanus-Tee trinken. Bei der vorgestellten Pat. haben sich zwei 0,3 l Gläser, eins morgens und eins abends, bewährt. Pro Glas sind etwa zwei gehäufte Teelöffel Cistus erforderlich.

Die Qualität des Teekrauts ist dabei entscheidend für seine Wirksamkeit. Das Kraut sollte einen hohen Blattanteil mit feiner Partikelgröße haben und nicht überwiegend aus Stengeln bestehen. Für eine hohe Konzentrationen phenolischer Substanzen im Tee spielt die richtige Zubereitung eine wichtige Rolle. Es sollte mineralstoffarmes Wasser verwendet werden. Die Zugabe von etwas Säure, z.B. Zitronensaft, kann den pH-Wert des Kochwassers absenken, wodurch die Stabilität bioaktiver phenolischer Substanzen während der Teezubereitung gesteigert wird. Die Herstellerempfehlungen von 5 min Kochzeit sind zu kurz. Um eine optimale Wirksamkeit der Teezubereitung zu erreichen, sollte die Kochzeit auf 20 min angehoben werden. Eine Überschreitung der Kochzeit führt zum Abbau der phenolischen Substanzen. Die Kochtemperatur sollte 95 °C betragen, und das Absinken der Temperatur während der Zubereitung vermieden werden [Riehle et al. 2013; Riehle 2014].

Das Aufbrühen hingegen, sprich das Übergießen des Teekrautes mit kochendem Wasser, und eine anschließende Mazeration, also das Einweichen des Tees ohne Wärmequelle, führt durch das Absinken der Kochtemperatur zu einer geringeren Konzentration der phenolischen Substanzen und sollte deshalb vermieden werden [Riehle 2014].

Da in wässrigen Extrakten von Cistus incanus höhere Gehalte an phenolischen Verbindungen gefunden wurden und diese stärkere antioxidative Aktivitäten zeigten, kann eine Therapie mit Tee ebenfalls durchaus sinnvoll sein [Viapiana et al. 2017]. Allerdings ist es bei Teezubereitungen schwieriger, eine adäquate Dosierung zu finden. Deshalb ist es zunächst einfacher, Cistus in Kapselform zu konsumieren und erst später eventuell auch Cistus-Tee zu trinken.

Cistus-Sud, speziell Cystus 052®, der in etlichen Studien verwandt wurde, ist ursprünglich zur Ausleitung von Schwermetallen, v.a. Cadmium, aus dem Magen-Darm-Trakt entwickelt worden. Dieser Sud ist hochpotent und von den meist sehr empfindlich reagierenden ME-Patienten mit größter Vorsicht anzuwenden. Denn eine Überdosierung führt zu einer Verschlechterung des Krankheitsbildes. Patienten, die es vertragen, können eine zeitlich begrenzte Kur versuchen, wobei die tägliche Dosis nicht mehr als einen Fingerhut voll betragen sollte. 


Was es bei der Therapie mit Cistus zu beachten gibt







Die phenolischen Substanzen von Cistus können Eisenionen komplexieren. Deshalb sollte man vermeiden, die Kapseln, Lutschtabletten, den Tee oder Sud zusammen mit Mahlzeiten einzunehmen. Es empfiehlt sich darüber hinaus, hin und wieder die Ferritin-Werte überprüfen zu lassen. Das gilt insbesondere für Patienten, die ein erhöhtes Risiko für einen Eisenmangel haben [Riehle 2014]. Das Risiko eines eventuellen Eisenmangels kann auch schon im Vorfeld durch den häufigen Verzehr von eisenhaltigen Lebensmitteln minimiert werden.

Auch Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel, wie z.B. Mineralien und Vitamine, sollten mit einem mindestens ein- besser noch zweistündigen Abstand zu Cistus eingenommen werden. (Im Zweifel in der Apotheke einen Wechselwirkungscheck machen lassen.) Eine Ausnahme ist Vitamin C, dem eine synergistische Wirkung zugesprochen wird [Zdrojewicz et al. 2018].


Mitochondrienstärkende Mittel, wie z.B. Q10, L-Carnitin, NADH, D-Ribose, L-Glutathion, Kreatin, Alpha-Liponsäure, Taurin, hochdosiertes Vitamin B 3 etc., sind vermutlich kontraindiziert, solange es dem Patienten während der Cistus-Therapie körperlich nicht deutlich besser geht. Denn die gleichzeitige Stärkung der Mitochondrien könnte womöglich dazu führen, dass nicht nur gesunde Zellen, sondern auch die mit einem etwaigen Retrovirus infizierten Zellen davon profitieren, was die Remission behindern oder verzögern würde. Die krankheitsbedingt herabgesetzte Mitochondrienfunktion sollte sich durch eine erfolgreiche Behandlung von selbst wieder verbessern [siehe dazu auch Voss 2018].

Um einer möglichen, aber wohl eher unwahrscheinlichen Homocysteinämie vorzubeugen, empfiehlt es sich, hin und wieder den Homocysteinwert kontrollieren zu lassen. (Hinweis: Die Serum- oder Plasmaproben müssen schnellstmöglich zentrifugiert oder sofort tiefgefroren werden. Bitte hier über die Blutabnahme informieren. ). Prophylaktisch kann ein Kombipräparat mit Vit B12, Vit B6 und Folsäure eingenommen werden. Dadurch wird der Homocysteinspiegel nachweislich gesenkt.

Auch NAC ist eine mögliche Therapieoption, um erhöhte Homocysteinwerte zu senken. [Wiklund et al. 1996Sauer 2013]

Die Leberwerte sollten während einer Therapie mit Cistus incanus ebenfalls regelmäßig überprüft werden. Erhöhte Leberwerte gehen allerdings i.d.R. wohl nicht auf das Konto von Cistus, sondern eher auf das anderer Phytotherapeutika oder Medikamente. 
Wegen der möglichen goitrogenen Effekte sollte auch die Schilddrüse regelmäßig untersucht werden.


Trotz seiner antiallergischen Wirksamkeit [Zdrojewicz et al. 2018] sind allergische Reaktionen möglich, wie Rückmeldungen von Patienten zeigen. Diese sollten jedoch nicht mit Immunreaktionen verwechselt werden. Denn Immunreaktionen sind ein Indiz für die Wirksamkeit von Cistus, wohingegen allergische Reaktionen zum Abbruch der Therapie zwingen.

Es besteht die Möglichkeit einer Überdosierung mit Cistus. Ein Indiz dafür können sehr starke Immunreaktionen sein oder ein Wiederaufflammen der ME-Symptomatik. Allgemeines Unwohlsein, Schwäche, Herzstolpern und zahlreiche andere Symptome können ebenfalls dabei auftreten. Solche Reaktionen können insbesondere bei der Einnahme von Cistus-Sud passieren. Daher sollte nicht mehr als ein Fingerhut voll davon eingenommen werden oder die Einnahme von Sud ganz unterbleiben. Eine langsame Steigerung der Cistus-Dosis auf 2100mg mittels Kapseln – wie oben beschrieben – sowie, bei den ersten Anzeichen eines Infekts, die zusätzliche Einnahme von Lutschtabletten sollten i.d.R. für das Erlangen einer Remission völlig ausreichen.

Alternative antiretrovirale Phyototherapeutika: Quercetin und Bromelain



Pineapple, James Marion Shull



Patienten, die Cistus incanus nicht vertragen, könnten es auch mit Quercetin-Kapseln versuchen. Quercetin ist eines der wichtigsten Flavonoide in Cistus [Demetzos 
et al. 1989] und im Experiment ein potenter Reverse-Transkriptase-Hemmer bei HIV und Rauscher Maus-Leukämie-Virus (RLV), das eine verwandtschaftliche Nähe zum XMRV aufweist [Ono et al. 1990]. Auch die Reverse Transkriptase des Moloney Maus-Leukämie-Virus, ebenfalls verwandt mit XMRV, wird durch Quercetin gehemmt [Chu et al. 1992]. 

Quercetin wirkt nicht nur antiretroviral, es ist auch ein hochwirksames Antioxidans [Buchner et al. 2006] Da Quercetin die DNA-Gyrase hemmt, wirkt es auch antibakteriell [Cushnie et al. 2005].

Zudem zeigt es gastroprotektive Effekte, die auf seinen antihistaminischen, antiperoxidativen und antioxidativen Eigenschaften beruhen [Kahraman et al. 2003Park et al. 2008].

In Tiermodellen wurden die Prävention von kardiovaskulären Krankheiten sowie antikanzerogene Effekte durch phenolische Substanzen nachgewiesen. U.a. zeigte auch Quercetin protektive Eigenschaften in Bezug auf das Krebsrisiko [Scalbert et al. 2005].

Das als Bromelain bekannte proteolytische Enzym, das in Ananasfrüchten enthalten ist, führte in Studien mit HIV-Patienten zu einer Verringerung der Viruslast [Pandjaitan et al. 2014; Pandjaitan et al. 2015]. Obwohl XMRV – und somit mutmaßlich auch ein etwaiges Humanes Gammaretrovirus, das für die ME-Erkrankung ursächlich verantwortlich sein könnte – im Experiment hochresistent gegen Inhibitoren der HIV-1-Protease ist [Smith et al. 2010], könnte Bromelain dennoch in der Therapie der ME von Nutzen sein. Es enthält nämlich nicht nur mehrere Protease-Inhibitoren, sondern wirkt u.a. auch als Immunmodulator sowie anti-inflammatorisch [Maurer 2001] und spielt überdies in der Behandlung von Sinusitis zunehmend eine Rolle, von der nicht wenige ME-Pat. zusätzlich betroffen sind [Braun et al. 2005]. Außerdem verbessert es die Resorption von Arzneimitteln [Taussig et al. 1988] Zudem ist bei der Behandlung einer XMRV-Infektion, besser gesagt einer Infektion durch ein etwaiges Humanes Gammaretrovirus, das Thema Protease-Hemmer noch nicht abgehakt, wie Studien zeigen [Matúz et al. 2012, siehe auch Tabelle 1 dazu; Li et al. 2011].

Quercetin und Bromelain sind auch als Kombinationsprodukt erhältlich. Beide sind auch mit Cistus incanus kombinierbar.



Remission



Convalescents, Sigrid Hjertén




Eine vollständige Remission mithilfe von Cistus incanus kann – so zeigen die bisherigen Erfahrungen – bei mild Erkrankten bereits nach wenigen Wochen, bei moderat Erkrankten nach mehreren Monaten, bei schwer und sehr schwer Erkrankten jedoch erst nach ein, zwei oder sogar drei Jahren Volldosis (2100mg tgl.) eintreten. Ob die Remission von anhaltender Dauer ist, kann aber bislang nicht beantwortet werden, da hierzu Langzeitberichte fehlen.

Die bisher gemachten Erfahrungen zeigen, dass ein Absetzen der Behandlung nicht zielführend ist, da die ME-Symptomatik nach etwa ein bis zwei Wochen ganz allmählich wiederkehrt. Eine kurzzeitige Pause von etwa drei Tagen wegen anderer Erkrankungen, z.B. Magen-Darminfekten, scheint hingegen noch keine negativen Auswirkungen zu haben. Es müssten jedoch, was die Fortdauer der Behandlung betrifft, noch sehr viel mehr Erfahrungen gesammelt werden, um hierzu belastbare Aussagen zu treffen. Denn womöglich gibt es auch Pat., die nach Erlangen einer 100%igen Remission die Therapie absetzen können.

Es wird dennoch auch ME-Patienten geben, die wie die hier im Fallbericht vorgestellte Pat. die ICC erfüllen, denen Cistus incanus nicht helfen wird. Zudem ist es schwierig, eine Behandlungsstudie durchzuführen, weil die Genesung mit Cistus sich in vielen Fällen über einen sehr langen Zeitraum erstreckt. Deshalb wird es auf absehbare Zeit keine Datenlage dazu geben, wem es wirklich helfen könnte. Hinweise, wer möglicher Cistus-Responder sein könnte, könnten allerdings zwei Fälle geben. Da sind zum Beispiel ME-Patienten aus einem Familiencluster zu nennen, die Rituximab-Responder waren, allerdings nur kurzfristig, da sie nur einmalig eine Infusion erhielten und die Wirkung mit der Zeit nachließ. Dieser Familie stellte die Pat. ihren erfolgreichen Therapieversuch vor und inzwischen sind die Patienten dieses Clusters in Remission. Ein weiterer ME-Patient, der Kandidat für die Immunadsorptionsstudie der Charité [Scheibenbogen et al. 2018] war, hat durch Cistus incanus ebenfalls enorme Verbesserungen erfahren. Demnach könnten Patienten mit postinfektiös aufgetretenem ME und erhöhten β2-Autoantikörpern und Patienten, die nach einer Impfung an ME erkrankten, Cistus-Responder sein. Aber wer letztlich ein Responder dieser phytotherapeutischen Therapie ist, bleibt vorerst rein spekulativ.

Es ist – ebenso wie bei einer chemischen ART mit Tenofovir und Raltegravir [vgl. Voss 2018] – auch bei einer Behandlung mit Cistus während der allmählichen Genesung mit Stimmungsschwankungen, zeitweise depressiven Verstimmungen und erhöhter Reizbarkeit zu rechnen, so wie es bei früheren ME-Epidemien beschrieben wurde [Lancet 1956]. Das kann unterschiedliche Ursachen haben, wie z.B. eine posttraumatische Belastungsstörung durch die Krankheit oder die Verarbeitung des Durchlittenen. Aber es könnte eventuell auch durch frei werdende Toxine ausgelöst werden.

Eine weitere Schwierigkeit besteht darin, das Vertrauen in den eigenen Körper wiederzugewinnen, was nach jeder schweren Krankheit ein Problem darstellt. Insbesondere gilt das für ME-Patienten, die während ihrer lange währenden Erkrankung die Erfahrung machen mussten, dass jede Belastung zu einer Verschlechterung der Symptomatik führt. ME-Patienten in Remission müssen sich erst daran gewöhnen, dass das nicht mehr der Fall ist.



Diskussion



Epidemische Häufung und Übertragbarkeit



Alegoría de la Peste, Pedro Atanasio Bocanegra



ME ist eine schwere, belastende und behindernde Krankheit unbekannter Ätiologie. Unzutreffend auch als CFS bezeichnet [Twisk 2014; Jason et al. 2014; Twisk 2018], ist ME 1969 von der WHO als Krankheit des zentralen Nervensystems klassifiziert worden und wird unter G93.3 verschlüsselt. ME ist erstmals im Jahr 1934 als epidemische Krankheit registriert worden [Gilliam 1938]. Weltweit wurden bislang über 60 epidemische Ausbrüche und ungezählte Cluster-Ausbrüche verzeichnet [Parish o.J.]. Im Zeitraum von 1991-1995 wurden insgesamt 36 ME-Clusterausbrüche an 1098 britischen Schulen, die an der Umfrage teilgenommen hatten, registriert. 39% aller mit ME diagnostizierten Schüler und Lehrer waren Opfer eines Cluster-Ausbruchs mit drei oder mehr Erkrankten [Dowsett et al. 1997]. Enger Kontakt durch das Zusammenleben in einem gemeinsamen Haushalt erhöht das Risiko, an ME zu erkranken [Underhill et al. 2006]. Gegenüber der in der Primärversorgung ermittelten Prävalenz von 0,11% [Nacul et al. 2011] und der in gemeindebasierten Studien ermittelten von 0,24-0,42% [Reyes et al. 2003; Jason et al. 1999] ist die familiäre Prävalenz für den Nachwuchs mit 5,1% am größten, für Ehe- bzw. Lebenspartner mit 3,2% am zweitgrößten, wohingegen die Prävalenz für Eltern und Geschwister eines ME-Kranken, die nicht mit im Haushalt leben, mit 1,1% deutlich geringer ausfällt [Underhill et al. 2006]. Diese Daten legen nahe, dass die genetische Verwandtschaft mit einem ME-Patienten zwar das Risiko erhöht, selbst zu erkranken, jedoch die Übertragbarkeit im engen Haushaltskontakt eine größere Rolle zu spielen scheint.


Obwohl ME heute überwiegend als sporadische Erkrankung wahrgenommen wird, sprechen epidemische Ausbrüche und Cluster für den infektiösen Charakter der Krankheit [Carruthers et al. 2012]. In den Pioniertagen der ME-Forschung galt die Tatsache, dass das medizinische Personal klinischer Einrichtungen überhäufig von epidemischen Ausbrüchen betroffen war, als klares Indiz für ihre horizontale Übertragbarkeit [Henderson et al. 1959; Leake et al. 1934]. Auch heute noch gelten insbesondere Krankenschwestern als Hochrisikogruppe. Neben Schichtarbeit als zusätzlichem Stressfaktor wird als Grund dafür die hohe Virenbelastung am Arbeitsplatz genannt [Jason et al. 1998]. Eine britische Untersuchung bezifferte den Anteil Erkrankter, die im Gesundheitswesen tätig waren, auf 15,2% der mild und 7,9% der schwer Betroffenen [Pheby et al. 2009]. 


Weitere Indizien für den infektiösen Charakter der Krankheit ist ihr Beginn mit einer fieberhaften Erkrankung, wie von ca. 80% der Patienten berichtet [Carruthers et al. 2012], sowie die krankheitsbegleitenden wiederkehrenden grippeähnlichen Symptome, die sich insbesondere nach – oftmals bereits geringfügiger – körperlicher Belastung einstellen. Auch die gestörte Immunantwort, etwa der Mangel in der Epstein-Barr-Virus-spezifischen Antwort der Gedächtnis-B- und T-Zellen bei den Erkrankten, ähnelt der gestörten Immunantwort anderer infektiöser Krankheiten, wie z.B. der von HIV-Infektionen [Scheibenbogen et al. 2014]. Nahe Kontaktpersonen von Erkrankten, die selbst asymptomatisch sind, zeigen manchmal ähnliche oder gleiche Muster von Laboranomalien wie die symptomatischen Personen, was auf die gleiche Erregerbelastung hindeutet [Grufferman et al. o.J.]. 


Auch die aktuelle biomedizinische Forschung bestätigt immer wieder aufs Neue die Dysregulation des Immunsystems und verweist auf diverse immunologische Anomalien der Patienten und die Rolle von Viren in der Pathogenese [Marshall-Gradisnik et al. 2015; Marshall-Gradisnik et al. 2015; Marshall-Gradisnik et al. 2015; Marshall-Gradisnik et al. 2014; Hornig et al. 2015; Strayer et al. 2015; Davis et al. 2017; Montoya et al. 2018; Rasa et al. 2018; Scheibenbogen et al. 2018; Rivas et al. 2018; Blomberg et al. 2018]. 


Zu den mit dem Ausbruch von ME in Verbindung gebrachten infektiösen Erregern gehören u.a. das Epstein-Barr-Virus (EBV), das Humane Herpes 6 und 7-Virus, das Parvovirus B 19, Enteroviren, das Cytomegalievirus sowie bakterielle Infektionen mit Chlamydien und Coxiella burnetii [Carruthers et al. 2011]. Dabei ist bislang nicht klar, ob diese Erreger als das verursachende Agens anzusehen sind [Carruthers et al. 2012]. Das EBV zumindest – lange von einigen Forschern als Ursache der Krankheit vermutet – ist offenbar kein verursachendes Agens, denn die Seroarray-Daten und die ähnliche Prävalenz von EBV in Rachenwaschungen bei „CFS“-Patienten im Vergleich zur gesunden Kontrollgruppe sprechen gegen eine krankheitserregende Rolle der EBV-Reaktivierung [Scheibenbogen et al. 2017]. 


Im Zusammenhang mit den erwähnten infektiösen Erregern wird auch darüber diskutiert, ob es sich dabei um opportunistische Infektionen aufgrund eines durch einen bislang nicht berücksichtigten oder aber einen noch unbekannten Faktor beeinträchtigten Immunsystems handelt, denen lediglich eine Triggerfunktion zukommt [Carruthers et al. 2012]. Insofern könnte man ME als eine erworbene Immundefizienz (oder auch erworbene Immundysfunktion) betrachten, durch die – wie bei anderen durch chronische Erkrankungen erworbenen Immundefizienzen – die Aktivierung und Replikation sekundärer Pathogene begünstigt wird [Goetz et al. 2014]. Diverse begleitende Infektionen, die eine chronische Dysregulation des Immunsystems bewirken – ähnlich wie die Co-Infektionen bei HIV/AIDS – stellen das Hauptrisiko für den Verlauf der Krankheit dar [Goetz et al. 2014]. 

Der Immunologe Derya Unutmaz, der das von den NIH finanzierte Jackson Laboratory leitet, das seit 1929 mit Mäusen arbeitet und für die Verbreitung unzähliger, womöglich mit murinen Retroviren kontaminierten Mauszelllinien in der ganzen Welt verantwortlich ist, hat bei ME-Patienten schwerwiegende Störungen des Immunsystems festgestellt. Gegenüber Medscape Medical News erklärte Unutmaz, der seit vielen Jahren zu HIV forscht, dass diese Störungen die seien, „die Sie in HIV-infizierten Menschen sehen würden. " (Ü.d.V.) [Tucker 2019 ]



Die Retrovirushypothese



Viermal eine Maus, Jacob de Gheyn





In vielen neu erscheinenden Studie zu ME/CFS, die sich mit einer viralen Verursachung oder der Virenbelastung von Patienten beschäftigt, wird die Retrovirushypothese als erledigt und die positiven Funde von xenotropic murine leukemia virus-related virus (XMRV) und murine leukemia virus (Maus-Leukämie-Virus = MLV) im Blut von ME-Patienten als Folge einer Kontamination dargestellt [z.B. Rasa et al. 2018]. Doch die Retrovirushypothese ist nicht vom Tisch zu wischen, solange weitere neue Funde Anlass zu Sorge geben. 2017 wurde in Tumorproben von 100 Prostatakrebspatienten in 4 von 8 duktalen Adenokarzinomen XMRV-DNA gefunden, während andere histologische Varianten des Prostata-Adenokarzinoms in keinem Zusammenhang mit einer XMRV-Infektion zu stehen schienen. In der Studie wurden alle Maßnahmen zur Vermeidung von Kontaminationen berücksichtigt. Da XMRV nur in einer Tumorvariante gefunden wurde, schlossen die Autoren, dass diese spezielle Variante womöglich bislang nicht auf XMRV untersucht wurde [Baig et al. 2017].

Eine Studie aus dem Jahr 2016 fand bei iranischen Patienten, die HIV-infiziert sind, in 8,6% der Patientenproben XMRV-RNA und folgerte, dass bei diesen Patienten neben einer HIV-Infektion auch eine XMRV-Infektion besteht. [Vasefi et al. 2016]   


Abseits der ME/CFS-Forschung wird neuerdings verstärkt nach Mitteln und Wegen gesucht, um eine unbeabsichtigte Verbreitung rekombinanter Tierretroviren zu verhindern. Nachdem bekannt wurde, dass XMRV auch durch die Luft übertragbar ist [Gazdar et al. 2011], beschäftigten sich deutsche Forscher mit der Frage, mit welchen Desinfektionsmitteln das Risiko des Laborpersonals minimiert werden kann, sich zu infizieren und wie eine unbeabsichtigte XMRV-Kontamination von Zellkulturen zu verhindern ist [Palesch et al. 2014]. 


2015 wurde ein nanozelluläres Filterpapier entwickelt, um während der Produktion rekombinanter Proteine endogene Nagerretroviren (xMuLV) und retrovirale Partikel zu entfernen [Asper et al. 2015]. Es besteht offensichtlich großer Bedarf, die mehr als 75 rekombinanten Proteine, die heute bereits bei der Herstellung von Arzneimitteln verwendet werden, und die mehr als 360 noch in der Entwickung befindlichen Arzneimittel, die auf der Basis rekombinanter Proteine produziert werden, sowie Bioinsektizide, Diagnosekits und Bereiche wie Waschmittelproduktion und Lebenmittelverarbeitung, wo mit bemerkenswertem Erfolg rekombinante Proteine bei der Herstellung verwendet werden, von xenotropenen Maus-Leukämie-Viren (MLV) zu reinigen [Palomares et al. 2004]. Die virale Kontamination biotechnologischer Produkte wird als mannigfaltige Bedrohung angesehen, da hunderte von Produkten ein potentielles Risiko darstellen, wie z.B. u.a. auch monoklonale Antikörper, Immunglobuline, Antithrombin III, humane und Tiervakzine [Metreveli et al. 2014]. 


Ende 2014 ließ die US-amerikanische Food and Drug Administration das Cerus` INTERCEPT Plasma System zu, das das Risiko reduziert, Infektionen via Blutplasma zu übertragen [Cerus 2014]. Zuvor, im Jahr 2010, fertigte das Whittemore-Peterson-Institut unter seiner damaligen Forschungsdirektorin Judy Mikovits eine Studie an, die die Inaktivierung von XMRV und MLV-verwandten Viren durch Behandlung mit dem INTERCEPT Plasma System belegte [Mikovits et al. 2010; Cerus 2010]. 


Bereits 2007 meldeten zwei deutsche Labore eine Kontamination ihrer Zelllinien mit dem Squirrel Monkey Retrovirus (SMRV). 2009 veröffentlichten deutsche Forscher eine Arbeit, die zeigte, dass ein breites Spektrum an Zelllinien mannigfaltiger Spezies mit Genfragmenten von SMRV und einem MuLV-ähnlichen kontaminiert sind [Stang et al. 2009]. Eine weitere deutsche Studie wies nach, dass von 577 gescreenten Zelllinien 19 mit MLV kontaminiert waren [Uphoff et al. 2015]. Grund dafür, so die Autoren, seien wahrscheinlich die Xenotransplantation humaner Tumorzellen in immundefiziente Mäuse sowie Kreuzkontamination mit MLV durch infizierte Kulturen.


Schon 1995 warnten John Coffin und Jonathan Stoye vor der Gefahr einer möglichen Aktivierung endogener Retroviren durch Xenotransplantation [Stoye et al. 1995]. Die Tatsache, dass Xenotransplantationen unerwartet Krankheiten produzieren können, die das Resultat einer Reaktivierung endogener Retroviren sind, [Kozak 2014] hätte längst in der Forschung bekannt sein können, denn bereits 1996 warnte das Institute of Medicine (IOM) vor eventuell schwerwiegenden Folgen von Xenotransplantationsexperimenten. Die Befürchtung, dass Infektionen dabei auf Menschen übertragen werden könnten, was wiederum zu übertragbaren Krankheiten epidemischen Charakters mit womöglich völlig unbekannten und unidentifizierbaren Erregern führen könnte, wurde schon damals als reale Bedrohung dargestellt [IOM 1996]. Aus gutem Grund sind deshalb in Deutschland Patienten, die Transplantate aus tierischem Gewebe erhalten haben, dauerhaft von Blutspenden ausgeschlossen.


Doch die Gefahren einer unbeabsichtigten Verbreitung von rekombinanten Tierretroviren sind jahrzehntelang heruntergespielt bzw. gar nicht wahrgenommen worden. Wenn nun nach so langer Zeit erstmals wirklich verlässliche Schutzmaßnahmen ergriffen werden, gibt es offenbar ernstzunehmende Gründe dafür. Man kann wohl davon ausgehen, dass rekombinante Tierretroviren bereits spätestens seit Etablierung der Xenografts im Jahr 1972, wahrscheinlich aber schon seit den frühen Dreißiger-Jahren via Vakzinproduktion in die Humanpopulation gelangt sind und möglicherweise, zumindest bei Menschen mit genetischer Suszeptibilität oder immunologischen Anomalien, Krankheiten ausgelöst haben.


Exogene Retroviren bzw. retrovirale Partikel sind demnach womöglich weiter verbreitet in der Allgemeinbevölkerung als bisher angenommen und die Hypothese, dass Retroviren in Ätiologie und Pathogenese von ME eine Rolle spielen könnten, scheint nicht so weit hergeholt, wie viele Forscher das glauben machen wollen.



Das Aufkommen der PCR (Polymerase-Kettenreaktion) und die Fortschritte bei anderen molekularen Nachweismethoden haben die Fähigkeiten, neue retrovirale Sequenzen, sowohl endogene als auch exogene, in menschlichen Geweben zu entdecken, entscheidend verbessert. So konnten viele chronische Krankheiten mit neuen Infektionen in Verbindung gebracht werden, doch die Entdeckung diverser neuer retroviraler Erreger wird weiterhin kontrovers diskutiert [Voisset et al. 2008]. (Wenn sie denn überhaupt diskutiert und nicht gleich vom Tisch gewischt wird!)


Eine dieser chronischen Krankheiten könnte die Myalgische Enzephalomyelitis sein, bei deren erstmals dokumentiertem Ausbruch im Jahr 1934 unter den Mitarbeitern des L.A. County General Hospitals ein Zusammenhang mit dem dort verabreichten ersten Poliomyelitisvakzin [Brodie 1936] vermutet wird [Heckenlively/Mikovits 2014*; Hyde 1992**]. Das Poliovirus wurde in lebenden Tieren abgeschwächt, und der Impfstoff aus einer Mischung aus aktivem Poliovirus und einer Suspension aus Mäusehirn hergestellt [Brodie 1935]. 


Retrovirenfunde bei ME



XMRV




Hypothetisch besteht also die Möglichkeit, dass der unbekannte Faktor, der das Immunsystem der ME-Patienten kompromittiert, ein Retrovirus sein könnte. Verschiedentlich wurde über Retrovirenfunde im Zusammenhang mit der Krankheit berichtet, so z.B. über das JHK-Virus [Grossberg et al. 1994; Grossberg et al. 1996; Grossberg et al.1998; Grossberg et al. 2013], über ein HTLV-II-ähnliches Virus [DeFreitas et al. 1991], über retrovirale gag-Sequenzen eines humanen Gammaretrovirus [Goetz et al. 2014; Mikovits/Heckenlively 2014*], die damals irrtümlich für weitgehend identisch mit dem von Robert Silverman et al. beschriebenen Xenotropic murine leukemia virus-related virus (XMRV) [DeRisi et al. 2006] gehalten wurden [Lombardi et al. 2009], über eine Gruppe MLV-verwandter Viren [Lo et al. 2010], über MLV-ähnliche gag-Sequenzen mit infektiösem Potential [Hanson et al. 2011], über nicht näher spezifizierte Hinweise auf Retroviren [Lipkin 2013] und über Reverse-Transkriptase-Aktivität in T-Zellkulturen [Holmes 1992; Holmes 1997].


Würde sich einer oder mehrere der genannten Retroviren-Funde bestätigen lassen, bestünde fraglos wissenschaftlicher Konsens, dass bereits zur Verfügung stehende therapeutische Optionen zur Bekämpfung retroviraler Infektionen in Therapiestudien an ME-Patienten getestet werden müssten. Einzelberichte von ME-Patienten, die mit Virostatika aus der Gruppe der Reverse-Transkriptase-Inhibitoren und der Integrase-Inhibitoren behandelt werden, legen Zeugnis von der möglichen Wirksamkeit einer antiretroviralen Therapie ab [Voss 2017]. 


Auch Doxycyclin, ein Antibiotikum aus der Klasse der Tetracycline, hatte im Experiment einen antiretroviralen Effekt auf eine murine Retrovirus-produzierende Zelllinie [Sturtz 1998]. Wie oben in der Krankengeschichte der Pat. berichtet, konnten zwei ihrer Krankheitsschübe durch eine Tetracyclin- bzw. durch eine Doxycyclinbehandlung abgewehrt bzw. abgemildert werden. Es besteht zumindest theoretisch die Möglichkeit, dass der antiretrovirale Effekt von Tetracyclinen dabei eine Rolle spielte. Denn die Gammaretroviren, die in verschiedenen Studien auch bei ME-Patienten im Blut gefunden wurden, wiesen eine große verwandtschaftliche Nähe zu murinen Viren auf.


Doch die Retrovirenforschung in Bezug auf diese Krankheit liegt gänzlich brach, nachdem Lombardi et al. die in Science veröffentlichte Studie zurückziehen mussten, weil ein Teil der untersuchten Proben kontaminiert war, und zwar durch Co-Autor Robert Silvermans infektiösen molekularen Klon, den er aus Gewebeproben von drei verschiedenen Patienten zusammengebastelt und der sich in der Zelllinie VP62 vermehrt und zu Laborkontaminationen geführt hatte. [Heckenlively/Mikovits 2014*]

This blog is dedicated to Dr. Sarah Myhill and to Prof. Dr. Ruth Brack-Werner and her team.

Dieser Blog ist Dr. Sarah Myhill und Prof. Dr. Ruth Brack-Werner und ihrem Team gewidmet.

Katharina Voss, Copyright 2019



Endnoten



*Heckenlively, Kent; Mikovits, Judy „Plague: One Scientist's Intrepid Search for the Truth about Human Retroviruses and Chronic Fatigue Syndrome, Autism, and Other Diseases”, Skyhorse Publishing 2014


**Hyde, Byron Marshall „The Clinical and Scientific Basis of Myalgic Encephalomyelitis/Chronic Fatigue Syndrome.” Nightingale Research Foundation, Canada 1992

Tanzender Frauenakt, Gret Palucca, Ernst Ludwig Kirchner